Hunters and Collectors

Artist Talk mit Thies Wulf, multidisziplinärer Designer und Creative Director aus Berlin und erster Pop-Up-Bewohner im Creative Village von POP KUDAMM. Über das Sammeln als Neurose, das eigene Wohnzimmer als Museum, den maximalen Spaß des Gestaltens, POP KUDAMM als gallisches Dorf und das Erschaffen „echter“ Orte.

Thies Wulf ist ein waschechter Jäger und Sammler. Zumindest wenn es um Kunst und allerlei kreative Kuriositäten geht. Vor allem ist er aber auch ein Liebhaber von Details, die er mit immer neuer Begeisterung in Szene setzt. Er kann, so scheint es, wenn man ihn beobachtet, nie so ganz die Hände in den Schoß legen und muss irgendwie immer mit kleinen smarten Handgriffen hier und da dafür sorgen, dass Dinge in einem Raum besser, interessanter ergo schöner in Szene gesetzt werden. Plötzlich steht eine Skulptur woanders, liegt dort ein Teppich oder Kissen, erblüht eine Pflanze und leuchtet in neon-retro ein „Disco“ – Leuchtschild an der Wand. Eine liebevolle Eigenschaft, die sich in seinen unterschiedlichsten Arbeiten als Designer für Fashion Brands wie Stone Island, Eduard Dressler, Dorothee Schumacher, wie auch im Store Design für verschiedene Marke u.a. in Osaka, Mailand, London, New York, Seoul, Rom und München zeigt. Aktuell spiegelt sich dies in seiner neuen Design-Manufaktur-Unternehmung namens „Holyprop“ mit der ersten Produktfamilie der Glashaubenhalter: Die Liebe zum Detail und das Inszenieren schöner Dinge.

Eben dieses Label – Holyprop – war es auch, mit dem er jüngst als einer der ersten Pop-Up-Bewohner überhaupt ins Creative Village von POP KUDAMM einzog, um damit zugleich ein Stück Urgeschichte dieses neuen spannenden Ortes mitschreiben zu wollen. A story to be told – inmitten der Berliner City West.

Zum Ende seiner Zeit im POP KUDAMM haben wir es seinen Besucher:innen gleich getan und uns mit Thies auf den Strohmatten vor seinem Showroom getroffen, wo er tagtäglich mit design-affinen Berliner:innen, schaulustigen Flaneur:inenn, Studierenden, Tourist:innen, Party People und und und ins Gespräch kam. Zum Schwatz über Design und Kunst, persönliche Lieblingsstücke und das eigene Wohnzimmer als Museum.

Pop Kudamm:Du warst in den vergangenen zwei Monaten bei POP KUDAMM, um Holyprop zu präsentieren. Deine aktuelle Design-Serie mit der jede:r von uns das eigene Zuhause in ein Museum, eine Galerie verwandeln kann. Kurz in einem Satz zusammengefasst: Was ist Holyprop?
Thies Wulf:Im Namen Holyprop steckt bereits die Grundidee der Unternehmung. HOLYPROP ist eine Design-Manufaktur, die sich um die Lieblings (holy) – Stücke (props) eines Menschen mit Sammel- oder einfach nur Schönheitsbegeisterung kümmert. Bei uns werden im Team neuartige Präsentations-Showcases gestaltet, entwickelt, produziert und vertrieben. Bei den zu präsentierenden Objekten kann es sich am Ende um alles handeln: Kunst, Schmuck, Erbstücke, Flohmarktartikel, Sammelobjekte und und und… Selbst ein zerknülltes Konzertticket aus der Hosentasche, wie zuletzt bei mir von der Band „Editors“, sieht darunter aus wie eine Skulptur.
Pop Kudamm:Hinter allen Designs steckt die Vision des Designers. Was war Deine Inspiration hinter Holyprop und wie kamst Du auf diese besondere Design-Idee?
Thies Wulf:Ich selber bin seit vielen Jahren exzessiver Sammler von kuriosen Dingen und Objekten – hauptsächlich Kunst und allgemein Kuriositäten wie beispielsweise Wurzelsepps, Sammelteller von Orten aus den USA, 7“ Vinyl mit verrückten Covern, Vintage-Schmuck, Vintage-Photography, Pins aus Japan u.a.. Irgendwann wollte ich die Objekte altargleich zuhause „ausstellen“ und habe im Einrichtungsbereich keine passenden Produkte gefunden. Also warum sollte es keine „Rahmensysteme“ für dreidimensionale Objekte geben, wenn es Bilderrahmen für zweidimensionale Kunstwerke gibt, war meine Frage.

Pop Kudamm:Mit der Holyprop-Mounterfamily hast Du eine Produktlinie geschaffen, mit der jede:r eigene Kunst-Objekte daheim oder in anderen persönlichen Räumen in Szene setzen kann. Anders als in einem Museum entzieht sich dieses aber eher dem Blick anderer, außer man ist in solchen Räumen zu Gast. Hattest Du schon Möglichkeiten zu sehen, wie deine Produkte Kunst in privaten Räumen präsentiert? Und wenn ja, welche Lieblingsstücke zeigen sich dabei unter Deinen gläsernen Kuppeln?
Thies Wulf:Ja, ich hatte tatsächlich großes Glück, die „Mounter“ bei Kunden befüllt sehen zu können. Zum Beispiel meine erste Kundin ist eine designaffine Frau, die sich für 3 ihrer Lieblings-Miniatur-Skulpturen immer einen festen Ort gewünscht hatte und bei den sogenannten „Wall Mounts“ in neongelb fündig wurde. Mein persönlicher Liebling bei ihr zuhause ist eine sehr filigrane, goldfarbige Metalldraht-Skulptur – ein echter Hingucker. Ein anderer Kunde ist ein bekannter Kunstsammler, der nun 3 fuchsiafarbige „Wall Mounts“ und eine Sonderanfertigung in seinem Badezimmer hängen hat. Darunter stehen weiße Porzellanskulpturen einer aussergewöhnlichen Künstlerin.

Sammeln kann ja auch manchmal – wahrscheinlich sogar sehr oft – eine neurotische Handlung sein.

Pop Kudamm:In Deinen Arbeiten und ganz speziell auch bei Holyprop sieht man Thies Wulf’s Blick auf das Alltägliche. Der Blick eines echten Sammlers. Was bedeutet Sammeln für Dich und was fasziniert Dich daran, alltägliche Gegenstände zum Beispiel mit Holyprop in Szene zu setzen?
Thies Wulf:Gute Frage! Sammeln kann ja auch manchmal – wahrscheinlich sogar sehr oft – eine neurotische Handlung sein: Man kann es nicht lassen dies oder jenes kaufen zu müssen, um die eigene Sammlung noch weiter zu bereichern. Ich persönlich liebe u.a. Kuriositäten und bin über Literatur wie THE KEEPER oder das John Soane‘s Museum in London und andere Cabinets of Curiosities auf dieses Sujet gestoßen. In unserem Zuhause in Berlin haben wir den Luxus sehr viele Holyprops stehen und hängen zu haben und diese werden kontinuierlich neu befüllt und szenografisch-kunstvoll gepflegt. Ich bin sozusagen mein eigener Kurator und veranstalte kleine Ausstellungen zuhause. Witzigerweise bieten die ausgestellten Objekte immer Anlass zur Kommunikation – Unsere Gäste wollen immer genau wissen, um was es sich bei den ausgestellten Dingen handelt. Interessant sind für mich auch meine sogenannten „Sample Sculptures“, die ich aus unterschiedlichsten Gegenständen, Materialien etc. zu neuen Gebilden (Skulpturen) zusammenstelle – wie ein DJ – nur visuell-materiell sample – und damit immer neue Cases schaffe.
Pop Kudamm:Für Saul Bass war Design visuelles Denken. Wie fasst Thies Wulf Design in einem Satz zusammen, wenn er danach gefragt wird? Und wie fließt dieses Verständnis von Design in Deine Arbeiten ein?
Thies Wulf:Ich bin der Überzeugung, dass die visuell-gestalterische Arbeit eigene Denkmuster und Gehirnregionen beansprucht und über die Jahre an Erfahrung und der Designtätigkeit diese „gehirnmassen-muskulär“ stärkt.

Überbrückung der Kluft zwischen online und offline

Interview mit Omar Tello, CEO des erwachsenen Start-Ups sensalytics und Partners von POP KUDAMM über Data, Tracking und die Smart City von Morgen.

Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren enorme Sprünge gemacht und spielt zunehmend mehr auch für die Gestaltung und Nutzung urbaner Räume eine essentielle Rolle. Grundlage hierfür sind allem voran Daten – und im Speziellen immer mehr auch Echtzeitdaten – mit denen Bewegungsströme gemessen, Optimierungspotenziale in Planungsprozessen identifiziert und daraus abgeleitet neue Erlebniswelten geschaffen werden können. Erlebnisse, die sowohl Räume des stationären Handels betreffen, wie aber auch die zentralen Plätze und Straßen einer Stadt wie Berlin.

Als im wahrsten Sinne des Wortes data-driven Expert und Innovationstreiber in diesen transformatorischen Entwicklungen ganz vorne mit dabei, ist das Unternehmen sensalytics. Das erwachsene Start-Up aus Stuttgart ist auf Real-Life-Trackings spezialisiert und mit seinem Know-How und branchenübergreifendem Analytics-System in Flagship-Projekten wie The Latest in Berlin oder Vaund in Stuttgart sowie seit April bei uns im POP KUDAMM mit am Start.

Im Interview mit Omar Tello, CEO von sensalytics, reden wir über „Tracking für die echte Welt“ und schauen, welche Nutzenmöglichkeiten und neuen Experience-Möglichkeiten sich aus Daten ergeben können. Für Besitzer stationären Shops, wie auch für die Planer und Gestalter urbaner Räume.

Pop Kudamm:sensalytics ist Partner von POP KUDAMM seit der ersten Stunde. Woher kennt man sensalytics und wie würdest Du das, was ihr macht – in a nutshell – jemandem erklären, die oder der noch nie von Euch gehört hat?
Omar Tello:Wir vergleichen uns bei sensalytics gerne mit Google Analytics, dem gängigen Tool für das Tracking von Webseiten. “In a nutshell” tracken wir mittels 3D-Sensorik die Bewegungsabläufe von Personen auf einer Fläche, z. B. im Einzelhandel, aber auch bei Events und Messen, an Flughäfen etc. Die daraus ermittelten Informationen können dann sowohl strategisch wie auch operativ genutzt werden, zum Beispiel um Personal über ein gesteigertes Besucheraufkommen zu informieren oder Berater auf die Fläche zu rufen.

Unser größter und bekanntester Kunde ist mit Sicherheit ALDI SÜD, für die wir zu Beginn der ersten Corona-Welle eine digitale Zutrittskontrolle entwickelt haben. Diese entlastete das Sicherheitspersonal und konnte hochgenau die Besucher:innen in den Läden zählen. Waren zu viele Menschen im Laden, wurden die Eingangstüren automatisiert geschlossen, um immer die Hygienemaßnahmen einhalten zu können.

Pop Kudamm:Woher kam die Idee der Gründung von sensalytics und welche Vision treibt euch als Start-Up an?
Omar Tello:Mein Co-Gründer Dominik Laubach und ich lernten uns 2014 im Rahmen eines gemeinsamen Projekts kennen und teilten sowohl die Leidenschaft für E-Commerce als auch für den stationären Handel mit seinen ganz eigenen Vorteilen. Wir waren bereits beide im Bereich Data Analytics unterwegs und hatten auch erste Erfahrungen mit Tracking auf physischen Flächen (damals in Bars und Parties) gemacht. Wir dachten “Analytics Software muss es doch auch für den stationären Handel und nicht nur im E-Commerce geben”, und entwickelten sensalytics. Wir wollten und wollten das Beste aus beiden Welten verbinden und so Händler stärken. 2015 gründeten wir dann sensalytics.

Unsere Vision ist es, kommerziell genutzte Flächen in ihrer Nutzung zu optimieren, sowohl zum Vorteil von Verantwortlichen wie auch für die Menschen, die die Flächen betreten. sensalytics soll das Tool der Wahl sein, um den Handel in die datengetriebene Welt von Morgen zu überführen.

Wir wollten und wollten das Beste
aus beiden Welten verbinden.

Pop Kudamm:Euer Mission Statement lautet „Tracking für die echte Welt“. Was genau trackt ihr? Und was bedeutet „echte Welt“?
Omar Tello:Wie tracken alle Bewegungen von Menschen auf kommerziell genutzten Flächen, etwa im Einzelhandel, aber auch an Flughäfen, auf Messen, in Stadien und überall dort, wo sich Menschen in öffentlichen und halböffentlichen Räumen bewegen und aufhalten. Bei der Besucherstrom-Analyse können verschiedene Parameter getrackt werden, allen voran natürlich die Anzahl von Personen auf einer Fläche, aber auch die Bewegungsroutinen einzelner Personen oder die Verweildauer an einem bestimmten Ort. Was wir ausdrücklich nicht tracken sind personenbezogene Daten wie Alter oder Gesichter – Datenschutz ist uns sehr wichtig bei unserer Arbeit.

Der Slogan “Tracking für die echte Welt” stammt aus dem Vergleich mit dem E-Commerce, wo Tracking ja Gang und Gäbe ist. Mit echter Welt meinen wir solche Orte, wo sich Menschen tatsächlich von A nach B bewegen und sich aufhalten.

Pop Kudamm:Welche Nutzenmöglichkeiten ergeben sich aus Tracking in der echten Welt?
Omar Tello:Das kommt immer darauf an, um was für eine Fläche es sich handelt, Tracking im Supermarkt hat andere Nutzen als auf Messen usw. Was alle vereint: Die analysierten Daten liefern eine fundierte Grundlage für strategische wie operative Prozessoptimierung. Im Einzelhandel, in Stadien oder am Flughafen können so beispielsweise Wartezeiten nachweislich verkürzt werden. Auf Messen kann die Auslastung nicht nur gefühlt, sondern erwiesenermaßen analysiert werden; und Reinigungskräfte können besser eingesetzt werden, was die Zufriedenheit der Besucher enorm steigert. Kurzum: Tracking in der echten Welt öffnet eine “Blackbox”, die zuvor verschlossen war und verhilft auf diese Weise, ein besseres Verständnis zu bekommen und Optimierungen vorzunehmen.
Pop Kudamm:Wie gelingt die Verbindung von Frequenzmessung und Umsatzmessung?
Omar Tello:Wir können Besucher nach Mitarbeitern, Stöberern und Kunden (tatsächliche Käufer) klassifizieren und so die Anzahl der tatsächlich getätigten Käufe in Relation setzen zu der Frequenz, also der Gesamtzahl der Kundschaft an Tag X. Mit einem Umsatzsensor können wir außerdem Umsätze sowie Produkt- und Warengruppen direkt am Point-of-Sale aufgreifen und analysieren. Der Vorteil für Verkäufer liegt darin, dass kein Eingriff in das Kassensystem notwendig ist und es so nicht zu einer Unterbrechung des Kaufprozesses kommt. Dieser Sensor sitzt zwischen Kassensystem und Drucker und verarbeitet parallel zum Druck die Informationen vom Kassenbon. Nach einer automatischen Aufbereitung seitens sensalytics stehen die Daten für die Analysen unmittelbar bereit.
Pop Kudamm:Tracking und Datenanalyse haben extrem viel mit Werten und Vertrauen zu tun. Für welche Grundwerte steht sensalytics, wenn es um Daten geht?
Omar Tello:Daten sind ein wahrer Schatz. Und wie bei jedem Schatz gilt es, diesen davor zu bewahren, dass er nicht in die falschen Hände gerät. Deswegen ist uns Datenschutz enorm wichtig. Wir arbeiten eng mit e-privacy zusammen, die uns bestätigen, dass unsere Arbeit DSGVO-konform ist. Außerdem gehören die gemessenen Daten immer dem Kunden und nicht sensalytics – so werden sie auch niemals zu werblichen Zwecken genutzt (außer der Kunde gestattet es ausdrücklich).

Darüber hinaus tracken wir keine personenbezogenen Daten, also nicht “Herrn Müller” oder “Frau Schneider”, sondern “Person X und “Person Y”. So stellen wir sicher, dass keine Individuen getrackt werden, sondern lediglich die Bewegungsabläufe der Personen. Wer sich hinter dem sich bewegenden Punkt auf der Heatmap befindet, können und wollen wir zu keinem Zeitpunkt verfolgen.

Unsere große Vision ist es, dem stationären Einzelhandel
zu neuer “alter” Stärke zu verhelfen.

Pop Kudamm:Bei POP KUDAMM dreht sich alles es um die Wahrnehmung urbaner Räume und ihre Entwicklungen. Hierzu gehört auch der stationäre Handel, der den Ku’damm zu einem der beliebtesten und bekanntesten Shopping-Boulevards Europas macht. Speziell mit dem stationären Handel ist Eure Arbeit eng verbunden. Wie kann der stationäre Handel von Lösungen “powered by sensalytics” profitieren?
Omar Tello:Unsere große Vision ist es, dem stationären Einzelhandel zu neuer “alter” Stärke zu verhelfen, um auch in Zukunft noch Kunden zu inspirieren und in die Läden zu locken. Damit das gelingt, dürfen sich Händler nicht mehr allein auf ihr Bauchgefühl verlassen, sondern sollten die technischen Möglichkeiten der Besucherstrom-Analyse nutzen, um mehr über ihre Kundschaft zu erfahren. Unsere feste Überzeugung lautet: Nur wer seine Kundschaft kennt, kann ihr das beste Angebot machen. Optimierte Flächen und optimierter Service führen zu einer gesteigerten Customer Journey, die sich wiederum in messbar höheren Umsätzen deutlich macht – eine Win-Win-Situation für alle!
Pop Kudamm:Eure Technologie kommt bei POP KUDAMM zum Einsatz. Mit welchen Features beteiligt ihr euch hier bei uns?
Omar Tello:Ein Begegnungsort wie POP KUDAMM ist für uns natürlich besonders spannend. Er entspricht unserer Vorstellung, dass moderner stationärer Handel nicht mehr die alleinige Hauptattraktion der Innenstädte der Zukunft ist. Die Smart City von Morgen bringt verschiedene Bereiche des gesellschaftlichen Lebens zusammen, z. B. Technologie, Kunst, Kultur – und eben auch Shopping Experience.

Bei POP KUDAMM haben wir einen Sensor in der großen Haupthalle verbaut, der die Frequenzen der Personen misst, die sich darin aufhalten. Im hinteren Bereich, auf der Terrasse, wird die Technologie als Zugangskontrolle eingesetzt, damit sich nicht mehr als die zulässige Menge an Personen dort aufhält. Ist dies der Fall, wird sofort die Security informiert, um die Sicherheit aller Gäste zu gewährleisten. Auch zwei der vorderen Container haben wir komplett mit Sensorik ausgestattet. Außerdem messen wir die Passanten vor dem eigentlichen Areal, um die Frequenz der Passanten in Relation zur tatsächlichen Besucherzahl zu ermitteln.

Pop Kudamm:Und gibt es aus Deiner Sicht auch Benefits für uns, die auf dem Ku’damm shoppen und flanieren? Sprich: Kann Tracking auch unsere Shopping Experiences verändern?
Omar Tello:Auf jeden Fall! Ich verstehe die Verwunderung oder Angst vieler Menschen, wenn man ihnen erzählt, wo sie bereits heute in der echten Welt überall getrackt werden. Niemand will permanent überwacht werden, weder online oder in der Öffentlichkeit. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen, die Vorteile von Tracking für Konsumenten deutlich hervorzuheben. Denn es ist nicht alles schlecht, solange man sich an Datenschutzverordnungen hält.

Unser Tracking dient ja in erster Linie dazu, die Customer Journey, also das Einkaufserlebnis der Kundschaft, zu optimieren. Händler, die ihre Kundschaft besser kennen, können auch ihren Service danach ausrichten und beispielsweise besser beraten oder die Produkte besser positionieren. Ganz praktisch kann unser Tracking z. B. die Wartezeiten an Kassen um ein Vielfaches reduzieren, was natürlich den Kunden entgegenkommt.

Shopping Experience ist übrigens genau das richtige Stichwort, denn in Zukunft geht es nicht mehr um stationäres Einkaufen, sondern vielmehr darum, sich von neuen, interessanten Produkten berieseln zu lassen, zu stöbern und professionell beraten zu werden. Wenn ich genau weiß, was ich suche und benötige, ist der Weg in den Online-Shop kürzer und angenehmer. Es wird zukünftig keine Rolle mehr spielen, wo gekauft wird, sondern die Frage muss lauten: Wo und auf welche Art und Weise begeistere ich potentielle Kunden von meinem Produkt?

Die Smart City von Morgen bringt verschiedene Bereiche
des gesellschaftlichen Lebens zusammen.

Pop Kudamm:Wenn es um Stadtplanung geht, inwiefern spielen Start-Ups wie ihr dabei eine Rolle und Daten, die ihr parat habt? Oder anders gefragt: Wenn es um die Planung neuer Straßen und Plätze geht, greifen Stadtplaner:innen dabei auf eure Expertise zurück?
Omar Tello:Natürlich können Datenanalysen dabei helfen, Flächen zu optimieren. Sie bilden einen von zahlreichen Bausteinen und Informationen ab, die Stadtplaner bei der Organisation von öffentlichen Plätzen mitbedenken müssen. Allerdings arbeiten wir bis dato noch nicht mit Stadtplanern zusammen, würden uns aber freuen, wenn das Potenzial der Datenanalyse von ihnen erkannt würde. Orte werden immer flexibler gestaltet, um auf neue Entwicklung eingehen zu können. Genau hier können unsere erhobenen Daten helfen, die sich verändernde Nutzung von Plätzen und öffentlichen Räumen schneller zu erkennen und durch Optimierungen die Aufenthaltsqualität zu verbessern.
Pop Kudamm:Was sind eure nächsten Projekte und was plant ihr für die Zukunft?
Omar Tello:Wir optimieren permanent unser Produkt und feilen an neuen Möglichkeiten, unser Tracking stets weiter zu entwickeln. Es befinden sich einige neue vielversprechende Projekte in der Pipeline, über die wir noch nicht berichten können. Eines kann ich aber schon sagen: Wir werden die Brücke zwischen Online und Offline bauen.

Zukünftig werden wir neben unseren Kernbranchen, dem Food- und Non-Food-Einzelhandel, noch weitere Branchen erschließen. Unser Produkt ist an keine spezifische Branche gebunden, sondern kann im Prinzip überall dort eingesetzt werden, wo sich Personen in öffentlichen oder kommerziell genutzten Räumen aufhalten. Langweilig wird uns jedenfalls nicht, das können wir versprechen.

ABOUT SENSALYTICS

Mehr über sensalytics und seine digitalen Lösungen unter: www.sensalytics.net

Magic chair talk

Emmanuel Lukoki aka Your Barber in Town

Im Creative Village von POP KUDAMM tanzt ein junges Paar zu bestem Jazz Afro House, der platzweit durch die offenen Türen seines Shops klingt. Gleich daneben ein Fotograf, der einem Model Ideen für neue Posen zuwirft, die sie in den neuen Designs direkt umsetzt, bevor sie sich in seinem Shop das Outfit für den nächsten Shot von der Stange holt. Im Shop selbst Emmanuel Lukoki, bekannt als Your Barber in Town, vertieft ins Gespräch mit einem seiner Kunden und beim Haareschneiden. Was hier auf den ersten Blick nicht ganz zusammen zu gehören scheint, ist bei Emmanuel Programm: Ein bunter Mix aus Fashion, Music, Kunst und Barber-Handwerk, der einen vibrierend-stimulierenden Hot Spot inmitten der City-West schafft und einen Besuch in seinem Barber-Shop zum echten Erlebnis macht.

Sein Motto im Shop und bei all seinen anderen Jobs immer: nicht der Kunde ist König, sondern der Kunde ist Freund. Nach dem ersten Kontakt mit dem Magic Chair, wie er seinen Barber-Stuhl nennt, bricht der typische Kundenkontakt. Aus Sie wird Du, aus Fremd wird Offenheit und Miteinander.

Warum Emmanuel diesen Mix liebt und was dieser mit Kommunikation und der Kultur unserer Stadt zu tun hat, und woher er seine Inspiration und Energy nimmt, verrät Emmanuel im Interview, dass wir während seiner Zeit bei POP KUDAMM geführt haben. Auf seinem Magic Chair, eingerahmt von afrikanisch-inspirierten Fashion Pieces, chillig-guter Musik auf den Ohren und pure good vibes only.

Pop Kudamm:Du bist bekannt als Your Barber in Town. Wie bist du als Barber gestartet?
Emmanuel Lukoki:Ich bin eigentlich Industriemechaniker und tatsächlich aus diesem Grund nach Berlin gezogen. Aber wie die Passion zum Barbering kam, ich glaube das hängt mit meiner Familie zusammen, mit meinem Vater der uns Kindern – also wir sind drei Jungs, fünf Kinder insgesamt – uns drei Jungs jeden Sonntag die Haare geschnitten hat. Das war Ritual, jeden Sonntag vor der Kirche, weshalb ich auch immer freshe Haare hatte. Unser Vater hat es dann unserem ältesten Bruder beigebracht und der Älteste dann dem Mittleren. Und bei wir es dann so: Nein, ich lerne nicht Haareschneiden. Keinen Bock. Dazu kam, ich war professioneller Background-Tänzer und Schauspieler, was ich so drei, vier Jahr gemacht habe, bis ich dann gesagt habe: Ok, ich brauche jetzt irgendwie auch was Festes. Und dann dachte ich mir, ok, was mach ich jetzt ? Ich war ja gerade mit der Schule durch, hatte auch nicht die große Lust einfach nur rumzuhängen und ich wollte was machen. Aber nicht in der Stadt, wo ich groß geworden bin, so dass ich dann nach Berlin gezogen bin und hier meine Ausbildung gemacht zum Industriemechaniker gemacht habe. Im wilden Osten [lacht], und ich habe dann lange in der Industrie gearbeitet, in den Borsigwerken in Tegel. Und in dieser Zeit, ich konnte ja keine Haare schneiden, weil ich es nicht lernen wollte, bin ich zu x-beliebigen Barbern gegangen und sah wirklich sehr schrecklich aus. Hab dann meinen Vater angerufen und gesagt: „Du hast völlig Recht gehabt, ich hätte Haareschneiden lernen sollen.“ Da meinte mein Vater „Mach Dir nix, ich schick Dir ein Barber-Starter-Set, lern mal zu Hause Haareschneiden.“ Habe angefangen mir das Haareschneiden selber beizubringen, was tatsächlich gut zwei Jahre gedauert hat, bis es perfekt war. So ist es meistens bei mir: wenn ich was will, will ich es ins Maximale bringen. Und so fing es an.
Pop Kudamm:Und darüber kam dann auch die Idee für einen eigenen Barber-Shop?
Emmanuel Lukoki:Ganz genau. Ich will immer meine Einflüsse in das was ich tue einbringen und daraus etwas Neues, Einzigartiges machen. Daraus entstand mein erstes Konzept für einen Laden in Hannover. Der eigentlich soweit ganz cool war und auch gut lief, aber ich hab‘ schnell bemerkt, dass die Leute noch nicht ready für so konzipierten Geschchten, wo du einfach so freaky Sachen machst. Da bin ich zurück nach Berlin und habe ein Konzept fertig gemacht und mich mit XXX zusammengetan, der ein Vertriebler ist und Gott und die Welt kennt und 30 Jahre in Berlin lebt. Das war genau der Partner, wie ich ihn gebraucht habe, und so ist es gekommen, dass ich dann einen Laden im Student Hotel aufgemacht habe. Nicht typisch für einen Barber Shop, aber das ist genau das Konzept, das letzten Endes aufgegangen ist. Wir haben hier zusammen mit dem Hotel eine Community entwickelt und Events gemacht und mittlerweile ist dieser Barber-Shop-Spot kein reiner Barber-Shop mehr, sondern viel mehr ein Platz zum Zusammenkommen, Netzwerken und Leute kennenlernen. Und das spiegelt auch das Konzept wieder: Du musst nicht herkommen, wenn Du einen Hair Cut haben willst. Willst Du reden, willst Du einen Drink, willst Du Leute kennenlernen, dann bist Du am richtigen Ort bei Your Barber in Town.

Weil ich hier genau das machen kann,
was ich machen möchte.

Pop Kudamm:Was macht für Dich einen guten Barber aus?
Emmanuel Lukoki:Das ist für mich einfach zu beantworten: Weil ich hier genau das machen kann, was ich am Ende des Tages machen möchte. Ich hatte das ja schon woanders versucht zu starten, aber die Gegebenheiten waren dort nicht da. Als dunkelhäutiger hat man immer das Gefühl, dass man Leute erst überzeugen muss. Ich bin aber nicht so, dass ich sage, ich muss erst jemand überzeugen muss, sondern ich mach das, was ich mache und entweder es gefällt und ist cool, oder auch nicht. Und hier in Berlin gibt es deutlich weniger Vorurteile. Weiß nicht, ob es an dem Spot liegt, aber ob der Mensch weiß ist oder schwarz ist, ist eigentlich egal. Die erste Frage bei mir im Shop ist die Frage: „Was kostet der Haircut?“ Das finde ich super, und so sollte es auch sein. Alles andere, wo jemand herkommt und so, spielt keine Rolle. Und genau das ist es was ich möchte: nicht zwei Welten zu schaffen, sondern eine Welt für alle.

Pop Kudamm:Was bedeutet für Dich Berlin Culture und welche Unterschiede siehst du zu anderen Cities?
Emmanuel Lukoki:Ich bin ja, wie gesagt, auch Tänzer und dadurch schon viel rum gekommen. Und für mich fühlt sich Berlin nicht komplett wie Deutschland an. Denn wenn ich es mit anderen Städten vergleiche, dann ist Berlin einfach anders. Du hast hier Menschen von überall aus der Welt, und demzufolge sind Berliner auch viel offener. Weil sie einfach andere Kulturen zulassen. Das zeigt sich auch beim Essen, wenn du durch deinen Kiez läufst und Essen aus aller Welt bekommst. Indisch, türkisch, arabisch, afrikanisch, asiatisch. Auch dafür sind Berliner offener und demzufolge auch offener für solche Geschichten, wie ich sie vorhabe. Darum geht es, denke ich in dieser Stadt ganz gut. Das ist für mich Berliner Kultur – ist offen und lässt gewisse Sachen einfach zu.

Ein Ort, wo nicht schwarz-weiß gedacht wird,
sondern mixed.

Pop Kudamm:Du hast eingangs gesagt, Dein Shop ist kein rein typischer Barber-Shop mehr. Was macht Deinen Barber-Shop special?
Emmanuel Lukoki:Wir verbinden bei uns Music, Art, Fashion, Kultur und bauen das Barbern drum herum. Uns geht es darum, Menschen zusammen zu bringen und einen Hot Spot mit good vibes zu schaffen. Ein Ort, wo nicht schwarz-weiß gedacht wird, sondern mixed. Und wo sich Leute treffen, um 15 Uhr kommen und bis 21 Uhr bleiben. Genau so, wie wir es auch hier bei POP KUDAMM machen: Community trifft sich, man setzt sich hin, holt sich eine Bowl von Bless Bites, schaut sich Fashion von Medelian an, kriegt einen neuen Cut und hat Spaß.
Pop Kudamm:Und was bedeutet Dir dieser Mix und was genau erwartet Deine Besucher, wenn sie zu dir kommen?
Emmanuel Lukoki:Ich war früher ja Tänzer und Schauspieler. Ich mag vor allem aber auch Fashion. Und ich habe die Passion fürs Barbering. Im Endeffekt ist das so der rote Faden, der sich immer wieder mitzieht. Und Leute, die mich kennen wissen, das ist Manu. Denn ich will Dinge miteinander verbinden, bin zwar Barber, aber will alles, was ich mache und mag, mixen. Ich tanze, daher gibt’s im Shop Tänzer. Ich liebe Musik, deswegen läuft bei uns laute Musik. Ich liebe Fashion, demzufolge ist Fashion da. Weil es mich widerspiegelt. Und das übertrage ich an meine Kunden, so dass modebewusste Menschen andere modebewusste Menschen mitbringen, was eine Community erzeugt mit eben diesen Anhaltspunkten. Und egal, wo Your Barber in Town sich platziert, hast Du immer wieder diese Akzente mir drin. Fashion, Music, DJ, Lifestyle. Das ist das Konzept und die Idee dahinter.
Pop Kudamm:Was gibt dir POP KUDAMM und was gibst du POP KUDAMM?
Emmanuel Lukoki:POP KUDAMM gibt mir die Möglichkeit, mich entfalten zu können. Hier ist nichts strikt, alles ist locker und wird entspannt, liebevoll gehandhabt. Das gefällt mir. Und wenn man eine Idee hat, wird diese angenommen und man kann sie ausprobieren. Für jeden, der hier vorbei läuft und jedes Business ist das ein Mehrwert. Was ich dem Kudamm gebe? Ich denke, Kultur und echte Menschen. Was heißt das: an einem Platz unterschiedliche Menschen zusammen bringen, vom Schüler bis zum Influencer und Schauspieler. Menschen von überall, die hier her kommen und hier sind.

Hauptsache ist, dass es echt ist.
Das feiere ich.

Pop Kudamm:Du steckst voll Energy und Neugier auf immer Neues. Was inspiriert Dich Neues im Leben zu entdecken?
Emmanuel Lukoki:Kurz gesagt: Von Menschen. Von Menschen aus aller Welt. Ich hatte zum Beispiel mal vor sechs, sieben Monaten einen Typen bei mir, der sah von Weitem aus aus, als hätte er zwei Wochen auf der Straße geschlafen und wenn man nicht genau hinsieht, würde man denken, der hat die letzte Zeit einen echt harten Boden gehabt. Unglaublich langer Bart, lange Haare, super rough, wild. Aber nicht ungepflegt. Hose war komplett zerrissen, crazy Boots. Er kam bei uns vorbei und wollte seinen Bart gestutzt bekommen, und ich habe dann beim näheren Hinsehen bemerkt, dass das alles Designer-Klamotten waren, die er an hatte. Hat mich richtig faszinierte, ein richtig voller Look. Er hat mir dann erzählt, dass er Künstler ist, der ein Atelier hier in Berlin hat und in New York lebt. Hat mir dann ein paar seiner Sachen gezeigt und mich eingeladen, und mittlerweile sind wir auch Freunde. Und genau das ist es auch, was ich feiere. Ich feiere das: Du musst nicht das zeigen, dass du jemand bist, sondern zeig‘ doch einfach, wer du wirklich bist. Und das ist auch das, was ich versuche zu tun. Zu zeigen, dass e mir nicht darum geht, die High Society Welt zu bespielen, sondern alles zu bespielen. Da wo ich mich widerspiegeln kann, sei es in der High Society Welt, in Kreuzberg in der Hippie-Szene oder Neukölln am U-Bahnhof, wo ich mich einfach mit dem Barber-Stuhl hinstelle und Leuten die Haare schneide. Darum geht’s am Ende des Tages und diese Menschen inspirieren mich. Hauptsache ist, dass es echt ist. Das feiere ich.
Pop Kudamm:Und zu guter Letzt: Was steht als nächstes bei dir an? Gibt es neue Projekte?
Emmanuel Lukoki:Emmanuel Lukoki ist Barber aus Leidenschaft, Tänzer und Schauspieler, der in Berlin lebt und arbeitet. Neben seinem Barber-Handwerk organisiert er regelmäßig Fashion & Music Events in seinem Barber Shop im Student Hotel und anderen Berliner Orten, zusammen mit seinen Partner:innen und Künstler:innen, Musiker:innen und Designer:innen aus aller Welt.

ABOUT EMMANUEL LUKOKI

Emmanuel Lukoki ist Barber aus Leidenschaft, Tänzer und Schauspieler, der in Berlin lebt und arbeitet. Neben seinem Barber-Handwerk organisiert er regelmäßig Fashion & Music Events in seinem Barber Shop im Student Hotel und anderen Berliner Orten, zusammen mit seinen Partner:innen und Künstler:innen, Musiker:innen und Designer:innen aus aller Welt.

Erfahre mehr über Emmanuel Lukoki unter:
Instagram

Green Variety, Green Future

Im Gespräch mit Holger Zahn von den Späth’schen Baumschulen: Über städtisches Grün, den Gärtnerberuf als Handwerk, die Rolle von Baumschulen und städtetaugliche Bäume und Pflanzen.

Kiefern, Felsenbirnen und Birken. Stauden und Sträucher. Auf den Dächern von POP KUDAMM wächst und grünt es. Gezüchtet und gepflanzt wurden die Gewächse von den Späth’schen Baumschulen, die mit ihrer über 300-jährgen Geschichte nicht nur ein echtes Urgestein, sondern als Fachbetrieb auch weit über die Stadtgrenzen hinaus mit ihren gärtnerisch-kreativen Gestaltungen bekannt sind. Ein Berliner Original mit Tradition, bei dem schon die Großeltern gerne ihre Pflanzen eingekauft haben. Local business at its best.

Dass diese Bäume speziell POP KUDAMM einen grünen Rahmen geben, hat zwei Gründe: Zum einen sind sie echte Hingucker und zum anderen lenken Sie den Blick auf das städtische Grün und seine Bedeutung für eine Stadt wie Berlin. Im Wissen um die positiv klimaregulierenden Effekte und urbanen Lebensqualität von Stadtgrün kommt Baumschulen dabei – heute mehr noch denn je – eine zentrale Aufgabe zu. Um gemeinsam mit Stadtplanern klimaresiliente Konzepte zu entwickeln und grüne Infrastrukturen mit ihrer Expertise mitzugestalten.

Doch wie sieht‘s mit unserem Stadtgrün aus? Und was braucht es für grüne Vielfalt und grüne Zukunft in Berlin? Zusammen mit Holger Zahn, Geschäftsführer der Späth’schen Baumschulen, haben wir uns hierzu ausgetauscht. Beim kleinen Walk durchs Berliner Grün.

Pop Kudamm:Wer Berlin von oben sieht, nimmt unsere Stadt als ausgesprochen grün wahr. Teilen Sie als Gartenbauingenieur, der täglich mit lebendigem Material zu tun hat, diese Wahrnehmung?
Holger Zahn:Berlin ist auf jeden Fall eine Stadt mit sehr viel Stadtgrün. Daher schmücken wir uns gerne mit dem Titel grüne Stadt. Wenn man aber genauer hinschaut, und auch auf andere, gerade kleinere Städte, sieht man, dass wir unser Grün auch ziemlich vernachlässigen und nicht genug Liebe ins Detail stecken. Das zeigt sich zum einen darin, dass die Wertschätzung von städtischem Grün anderswo viel höher ist, und zum anderen beim Pflegezustand unseres Grüns, der an vielen Stellen nicht wirklich gut ist.
Pop Kudamm:Haben Sie ein Beispiel dafür?
Holger Zahn:Herford ist für mich ein sehr gutes Beispiel. Da gibt es jede Menge Highlights, und man sieht die Wertschätzung fürs Grün. Bei uns in Berlin gibt es hingegen leider nur wenig fürs Auge. Abgesehen von einzelnen Projekten wie zum Beispiel hier am Kudamm.
Pop Kudamm:Und woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Holger Zahn:Das Problem ist, dass mit der Planung von Stadtgrün zwar erfahrene Garten- und Landschaftsbauer am Werk sind, die Pflege dann aber oft Dienstleistern überlassen wird, die nicht genau wissen, worauf alles zu achten ist und wie die einzelnen Grünanlagen gepflegt werden müssen. Der Gärtnerberuf als Fachhandwerk wird unterschätzt.

Pop Kudamm:Mit dem Klimawandel kommt Baumschulen eine essenzielle Aufgabe zu und Stadtplaner weisen ihnen eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel zu. Was ist aus Ihrer Sicht bei der Grünplanung in Städten wie Berlin wichtig?
Holger Zahn:Wertschätzung und Vielfalt. Bei der Planung von Grünanlagen geht es heute sehr oft eher allein um Widerstandsfähigkeit und Einfachheit. Für grüne Vielfalt braucht es aber mehr. Dazu müsste Geld in die Hand genommen und Wert daraufgelegt werden, mit Fachfirmen zusammen zu arbeiten, die die Pflege leisten können. Wichtig wäre auch, nicht nur starr in zertifizierte heimische Gewächse zu denken, sondern auch die Anforderungen von Pflanzen zu sehen. Was heute als heimisch gilt, kann morgen eventuell nicht mehr mit seiner Umwelt klarkommen. Das müsste mitgedacht werden. Man muss hierbei auch sehen, dass es sich um ein lebendiges Material handelt, das Zeit zum Wachsen braucht. Gerade bei Bäumen, die wir für Blattmasse brauchen, sind es 10 bis 15 Jahre allein für die Planung. Und Blattmasse braucht‘s für die Klimaregulierung.
Pop Kudamm:Für die angesprochene Blattmasse braucht es auch mehr Bäume. Kann dieser gestiegene Bedarf aktuell gedeckt werden?
Holger Zahn:Das stimmt, aktuell ist der Bedarf sehr hoch. Es geht aber nicht nur um den aktuellen Bedarf, sondern auch den zukünftigen. Das führt jetzt schon zu Engpässen, weshalb sich der Bestand eigentlich schon vor 10 Jahren hätte verdoppeln müssen. Durch die Preispolitik der letzten Jahre war dieses aber nicht möglich. Vielmehr sind im Laufe der vergangenen Jahre über 700 Baumschulenbetriebe allein in Deutschland gestorben. Das kann man jetzt nicht einfach ausgleichen. Nur wo kommen dann die Pflanzen in den richtigen Mengen her? Hierfür sollte lokales Business wieder mehr unterstützt werden. Damit wieder mehr Anbieter dazu kommen und die Branche wieder schneller gesunden kann. Für unsere Stadtentwicklung braucht es Baumschulen, weil sonst Planungen nicht zuverlässig möglich sind.
Pop Kudamm:In vielen Kiezen sieht man sehr viele kleine oft private Initiativen, die sich ums Stadtgrün kümmern. Können solche Initiativen zur grünen Vielfalt beitragen?
Holger Zahn:Auf jeden Fall. In der Gesellschaft ist sehr viel Engagement sichtbar. Und man sieht auch viele spannende Ansätze in den Ausschreibungen für neue Bauprojekte. Dachgärten sind dafür ein gutes Beispiel. Dieses Engagement ist aber manchmal nur temporärer Aktionismus, der leider auch wieder abflacht, wenn es nur an einzelnen Personen hängt. Ich denke, dieses Engagement müsste gesteuert und verwaltet werden.

Pop Kudamm:Mit Blick auf die Zukunft machen Sie sich als Baumschule Gedanken zur grünen Vielfalt. Sie planen eine Art Stadt der Zukunft im Kleinen. Was genau verbirgt sich dahinter?
Holger Zahn:Rund um unsere Baumschule sollen verschiedene Bäume in dem sich dort entwickelnden Wohngebiet gepflanzt werden, die so in der Stadt noch wenig zu sehen sind, aber zukünftig unser Stadtbild prägen könnten. Die Idee geht auf die vom BdB (Bund deutscher Baumschulen) und der GALK (Gartenamtsleiterkonferenz) erstellte Liste mit 60 Bäumen der Zukunft zurück und ist wie ein groß angelegter Feldversuch. Für Forschung und um zu schauen, wie sich diese Bäume entwickeln. Wenn die Planungen fertig sind, wird das Wohngebiet zur Sortenschau, mit der wir den Beweis antreten wollen, dass städtisches Grün auch anders geht.
Pop Kudamm:Unsere Bäume bei POP KUDAMM zeigen genau hievon einen kleinen Ausschnitt. Wie sieht für Sie die Stadt der Zukunft im Großen aus?
Holger Zahn:Wie ein Ort, an dem man gerne ist. Mit Eyecatchern, grünen Dächern und mehr Flächen auch für schöne Pflanzen, die was fürs Auge sind. Mit viel Vielfalt also und vor allem guten Pflegezuständen.

Temporary emotionalization of places

Die Story und Vision von POP KUDAMM im Blick seines architektonischen Verfassers – POP Talk mit Wolfram Putz von GRAFT Architects

Here we are! 35 Übersee-Container der ehemaligen PLATOON Kunsthalle Berlin haben bei POP KUDAMM ihren neuen Hafen gefunden. Ineinander- und aufeinander gestapelt bilden sie die Kulisse für Berlins neuen Place of Participation – Raum für Kunst und Kultur im Herzen der Stadt. Ein funkelnder Eyecatcher, der mit seiner architektonischen Konfiguration und silbernen Fassade die volle Aufmerksamkeit auf sich lenkt und die hier vorhandene Baulücke mit Urban Art, Culture & Lifestyle füllt.

Verfasser dieses einmaligen Entwurfs ist das Architekturbüro GRAFT. Kreatives Mastermind, das für seine dynamische, flexible und nachhaltige Architektur international bekannt ist und seit seiner Gründung 1998 mit dem Design und der Realisierung vielfältigster Projekte beauftragt wurde. Projekte, die immer wieder auch speziell auf Basis modularer Bauweise aus Containern entstanden sind, wie das BRLO Brwhouse, die PLATOON Kunsthalle Seoul und Berlin und nunmehr neu: POP KUDAMM.

Was hier bei POP KUDAMM architektonisch passiert, bringt GRAFT Gründungspartner Wolfram Putz auf eine simple Formel:

„An diesem Ort werden Akzente gesetzt.“ Es ist „ein Signal für die Zukünftigkeit der Stadt, die durch das Hervorbrechen von Architektur in der Lücke“ deutlich wird und den Blick auf Themen der Stadtentwicklung lenkt. Themen wie unter anderem „echte Nachhaltigkeit und Durchmischung“, die „Unterbrechung von Plätzen durch die Schaffung von Attraktoren“ und die „temporäre Emotionalisierung eines Ortes durch die Nutzung von Leerräumen in der Stadt.“

Spannend am POP KUDAMM Ensemble ist vor allem auch die Geschichte hinter unseren Containern. Eine Geschichte, die viele noch sehr gut kennen und die an einzelnen Stellen von POP KUDAMM durchs Silber hindurchscheint. Denn einst im Einsatz für die PLATOON Kunsthalle Berlin und danach zum Zwischenstopp in Köln, erfahren die Container bei POP KUDAMM einen echten Re-Use und Re-Purpose. Sie gehen in ihrer neuen Konfiguration in ein neues Kapitel über. Damit schließt sich ein Kreis schließt und Art & Architecture is coming home.

Für Wolfram Putz macht eben dieses den Reiz modularen Bauens mit Containern aus.

„In der Architektur geht es um erkennbare Gestalt, Offenbarung des Geschichtenerzählens mit unterschiedlichsten Punkten von Prolog bis Epilog. Container erlauben uns eine tolle Wiederverwendung von Architekturen. Wir gehen mit Container-Gebäuden von einem Ort an den anderen und schreiben Geschichten woanders fort.“

Und was bedeutet dieses Fortschreiben der Geschichte für POP KUDAMM, dem „Versailles auf Punk“ wie es mal im Team getauft wurde? It’s the story that unfolds und Stadtentwicklung greifbar macht. Hier auf 700 Quadratmetern mitten in Berlin. Kreatives Erlebnis von Stadt und Zukunft in Ausstellungen, Performances, Talk, Pop-Ups und Events und allen Menschen, die diesen Ort mit Leben füllen.

„Als Architekten treten wir für die Sinfonie der Stadt an. Beim Bauen geht es nicht nur um Funktionalität, sondern immer auch um das Zusammenspiel von Dynamik, soziale Vielstimmigkeit und Emotionen.“ Live zu erleben bei POP KUDAMM. In Art, Science & Architecture.

Credits

Portrait Wolfram Putz: © Mario Heller

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